20111106

Neunziger Jahre des 20.Jhdts.

In den Jahren 1989 bis 1996 war Harth oft in Paris und produzierte die CD Sweet Paris (Texte von Wolf Pehlke) als Liebeserklärung an diese Stadt. Im Jahr 1990 stellte er William S. Burroughs’ Paintings on Papers“ in der Galerie waschSalon’ in Frankfurt aus, zu deren Vernissage Burroughs anwesend war. Im gleichen Jahr komponierte er für das Schauspielhaus Düsseldorf zu Antigone (Sophokles) und 1992 für das Deutsche Theater Berlin zu Elysian Park. Die Autorin Marlene Streeruwitz verbot die Aufführungen dieser Theaterfassung. 1990 zeigte A23H seine Werkschau "Fu 2324" im Frankfurter Dominikanerkloster, wofür er Heinz Sauer einlud, mit ihm als Duo Parcours Bleu a Deux“ unter Einbeziehung von pedalgesteuerten live-electronics zu spielen. Dieses Duo spielte auch 1992 in San Francisco und auf dem Jazzfestival Vancouver. Harth stellte Infos über Live-Recordings von diesen Auftritten unter "Die kainitische Stadt über Abels Gebeinen" ins Internet: www.recout.de

1990 gründete Harth das Trio Trabant a Roma“ mit Lindsay Cooper und Phil Minton, Auftritte auf Festivals in Budapest und Musica Viva Strasbourg (1991), FMP Summer Music 1993 u.a. folgen. 1992 war A23H auf Einladung des Moscow-TV zu Dreharbeiten über ein Portrait von ihm in Moskau und St.Petersburg. Der gekürzte Film "Balance Action" wurde 1993 auf den Oberhausener Kurzfilmtagen und der Frankfurter Filmschau gezeigt. Harth spielte 1992 in Marie-Luise Thieles Ballett "Pas de danse, pas de musique" (Freies Tanztheater Frankfurt) live mit Andreas Scheufler, Vitold Rek, Tom Nicholas (Alte Oper Frankfurt, documenta Tansfestival etc) und gründete das QuasarQuartet“ mit Simon Nabatov, Vitold Rek/Mark Dresser und Vladimir Tarasov mit dem er 1993 u.a. auf dem Festival Saalfelden spielte, mit Oh Moscow“ (Lindsay Cooper, Sally Potter, Phil Minton, Hugh Hopper, Elvira Plenar, Veryan Weston, Marilyn Mazur, Chris Cutler, Charles Hayword) auf den Festivals in Moskau & Wolgograd (1991) und London (1993).

Auf Anregung von Christoph Korn gründete Harth 1993 das Forum Improvisierender Musiker/Frankfurts Indeterminables Musiqwesen“ (FIM), das monatliche Sessions und Konzerte veranstaltete. Er initiierte ein alljährliches FIM-Festival, das FIM-Orchester (Leitung:Rüdiger Carl), drei Open-air FIM-meetings "Jazzferien" 1995, 1996 und 1998, eine FIM-compilation (1993-1998) und das print-on-demand internet-label recout (1996-2000).
1993-95 veranstaltete Harth das Kunstkonzept Gedankenhotel, war 1994 Mitglied der Künstlergruppe Delikatesy Avantgarde“ mit Ausstellungen in Danzig und zeigte im Frankfurter Deutschen Filmmuseum seine Werkschau Tensides“, wo er u.a. auch den jungen Schlagzeuger Bertram Ritter miteinbezog, CDR auf recout

1994 spielte Harth in einer Theaterbearbeitung von Schuberts Winterreise“ Saxofon, unter anderem 14 Tage lang am La MaMa theatre in New York. 1995 machte er in NYC Trioaufnahmen "Feather Than God" mit Fred Hopkins und Dougie Bowne, CDR auf recout, und begründete im Auftrag des Jazzfestival Frankfurt die Gruppe Golden Circle mit David Murray, Fred Hopkins, Dougie Bowne, ihm selbst, worin er traditionelle koreanische Musik bearbeitete. 
1996 produzierte Harth die CD Pollock, bestehend aus neuen Sample-Kompositionen seiner vergriffenen LPs. Im gleichen Jahr veröffentlichte Otomo Yoshihide die CD Revolutionary Pekinese Opera ver.1.28 unter Einbeziehung von Harth’s Bearbeitung der "Peking Oper", die er 1984 zusammen mit Goebbels ebenfalls auf eine frühe Art gesamplet hatte.
1997 spielte Harth im Trio mit Hamid Drake und Kent Kessler im "Empty Bottle", Chicago, und bearbeitete  die West Side Story“ für das Schauspiel Frankfurt, stellte dafür eine Theaterband (Martin Lejeune, Stefan Lottermann, Günter Bozem, Peter Antony & er selbst) zusammen. Unter seiner musikalischen Leitung wurde das Musical bis 1998 fünfzig Mal aufgeführt. Er begründete ein zweijähriges Duo mit dem Saxofonisten des Ensemble Modern, Wolfgang Stryi, CDR auf recout, die zwei Jahre währende Band HaLe PeAt“ mit Harry Petersen, Martin Lejeune und Bulent Ates, CDR auf recout, eine zweijährige Arbeitsphase im Duo mit Uwe Oberg: Live-Musik zu alten Avantgardefilmen und 1998-2000 das Noise-Art-Quartett Imperial Hoot“ unter Einbeziehung des Sound-system-spielers Marcel Daemgen, Christoph Korn und Günter Bozem, sowie eine kurzlebige Formation "Cassini" (Marcel Daemgen, Christoph Korn, Martin Lejeune, Stefan Lottermann, Harry Petersen, Bulent Ates & er selbst).
1999 gab es wieder eine Berührung mit Peter Kowald, nach Studioeinspielungen "Region 2 for seconds" mit ihm im Jahr zuvor. Zusammen mit Xu Fengxia spielten sie zu dritt auf dem Puschkin Festival in Moskau, ebenfalls zu einem alten Stummfilm. Gleichenjahrs erschien eine Kooperation mit Blixa Bargeld innerhalb der Videokompilation "Winterspruch", die auf der Musik der Kompilations-CD "Arbeit" basiert.
2000 stellte Harth für Festivals in Prag und Freiberg die Gruppe Tattoo“ mit Ernst Seitz, Manuel Lohnes, Günter Bozem und ihm selbst zusammen (CDRs "eclectronic voodoo" und "Mir, Piercing The Pacific"), welche sodann vorerst für längere Zeit seine letzte deutsche Band war.